Das Buch stand schon sehr lange in meinem Regal, irgendwie hatte ich mich nie dazu durchringen können, es zu lesen.
Dann habe ich es mir nochmal vorgenommen und das Nachwort von Markus Heitz zum Thema Vampir gelesen und fand das äußerst interessant. Er berichtet von Legenden und Geschichten von Vampiren oder Upiren aus Osteuropa und vom Balkan. Die Menschen dort glaubten ganz fest daran, dass es diese Wesen gab und auch immer noch gibt. Die Begräbnisrituale sind auch überwiegend heute noch so, dass die Toten nicht als Vampire aus dem Grab zurückkehren und ihre Familien heimsuchen können.
Natürlich handelt es sich bei "Kinder des Judas" um einen fiktiven Roman, aber Markus Heitz hat, wie auch schon bei "Ritus" und "Sanctum", Mythen und Legenden gekonnt einfließen lassen.
Schnell wird dem Leser klar, dass das Mädchen, dessen Geschichte hier erzählt wird, die der Vampirin Sia selbst ist. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, im Jahr 2006 in Leipzig und Serbien und zu Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts, zunächst im von Türken besetzten Serbien, später unter der Besatzung der Österreicher. Skylla lebt also nie in einem freien Land, genau wie sie selbst auch nie frei ist. Als sie klein ist, wird ihre Mutter von den Türken ermordet und sie wächst bei ihrem Vater auf, den sie bis dahin nie gesehen hat. Aber langsam baut sie Vertrauen zu dem seltsamen Mann auf, der in einer alten Mühe nahe Belgrad lebt und den sie immer nur nachts zu Gesicht bekommt. Er lehrt sie medizinisches Wissen, alles über die menschliche Anatomie und Natur. Sie hält ihn für einen großen Forscher und eifert ihm nach. Bald ist auch sie perfekt darin, menschliche Leichen zu sezieren und zu untersuchen. Er lässt sie glauben, er tut das alles zum Wohle der Menschheit und um Krankheiten zu erforschen und zu heilen. Später stellt sich heraus, dass er nur ein Mittel für Ewige Jugend sucht.
Eines Nachts beobachtet Skylla ein geheimnisvollen Treffen in der Mühle, edel aussehende Männer und Frauen, alle mit denselben weißen Perücken wie ihr Vater sie trägt. Was hat das zu bedeuten?
Sie ahnt nicht, dass sie bald selbst zu dieser Vereinigung, dieser "Cognatio" gehören soll, denn sie selbst hat das Blut eines Vampirs in sich. Ihr Vater ist ein "Kind des Judas" und auch Skylla soll eines werden.
Aber es kommt anders.
In der Gegenwart hat Skylla es sich zur Aufgabe gemacht, auf ihre Nachkommen aufzupassen. Denn sie muss verhindern, dass diese nach ihrem Tod zu einem gefährlichen Upir werden.
Markus Heitz gelingt es, den Spannungsbogen ständig aufrecht zu erhalten, bis es zum entscheidenden Showdown zwischen Skylla und ihrem Erzfeind Marek kommt. Dieser trägt die Schuld, dass ihre einzige große Liebe damals sterben musste und das hat sie ihm nie verziehen.
Teilweise ist die Geschichte sehr brutal und blutig, aber das hat mich nicht überrascht. Und ehrlich gesagt, tut es gut, mal wieder was mit "richtigen" Vampire zu lesen und keine weichgespülten Kuschelvampire, die in der Sonne glitzern. ;-)