Dienstag, 18. April 2023

Rezension: "Stille blutet" von Ursula Poznanski

Wenige Worte machen die aufstrebende Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just über Nacht berühmt: Vor laufender Kamera kündigt sie ihre Ermordung an – zwei Stunden später ist sie tot! Ebenso ergeht es dem Blogger Gunther Marzik nach einer ganz ähnlich lautenden Ankündigung. Während die österreichische Medienwelt kopfsteht, trendet der Hashtag #inkürzetot, Nachahmer-Beiträge und Memes fluten das Netz. Wie soll die junge Ermittlerin Fina Plank im fünfköpfigen Team der Wiener »Mordgruppe« zwischen einer echten Spur, einem schlechten Scherz oder schlichtem Fake unterscheiden? Schließlich rückt Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins Zentrum von Finas Ermittlungen, ein aalglatter Werbefachmann und Weiberheld, der verzweifelt seine Unschuld beteuert. Während sich die Schlinge um Tibors Hals langsam zuzieht, beobachtet von allen unbemerkt ein weiterer Spieler mit Interesse das Geschehen – und bereitet einen raffinierten Schachzug vor...

Fina Plank hat es nicht leicht als Neue im Team. Besonders ihr Kollege Oliver nimmt sie nicht ernst. Kaum Erfahrung, eine Frau und dann auch noch mit diesem Vornamen: Serafina. Unter einem Engel stellt er sich etwas Anderes vor. Aber Fina will nicht aufgeben und zeigen, was in ihr steckt.
Die Morde deuten ziemlich eindeutig auf Tibor Glaser als Täter hin, aber Fina ist skeptisch. Was ist sein Motiv? Ihr Bauchgefühl rät ihr zu weiteren Untersuchungen, auch ohne Unterstützung des Kollegen.

Die Geschichte wird überwiegend aus zwei Perspektiven erzählt. Da ist einmal die Ermittlerseite, in erster Linie aus Finas Sicht. Dann gibt es den Hauptverdächtigen, Tibor, dem die Autorin auch viel Raum gibt und der sich das Hirn zermartert, warum ihm jemand so etwas antut. Wer will ihm so sehr schaden, sein Leben ruinieren, in dem er ihm mehrere Morde anhängt? Die Verzweiflung, die mit jedem Tag mehr wächst, ist wirklich gut beschrieben und fast greifbar. Und es wird sehr deutlich, welche Macht das Internet heute hat und welchen Einfluss die Medien.

Und dann gibt es da noch eine mysteriöse Stimme aus dem "Off", ein geheimnisvoller Erzähler, der geschickt an Fäden zieht, die nur der Leser sieht. Diese Person soll wohl auch in weiteren Teilen eine Rolle spielen.

Insgesamt hat mich der Thriller gut unterhalten. Die Idee, dass die Opfer ihren eigenen Tod ankündigen, ist sicher nicht neu, hier aber interessant umgesetzt. Die Autorin beschreibt lebendig und farbig den "Spielort" Wien, anschaulich auch für Ortsunkundige. Spannung ist durchweg vorhanden, es gibt immer wieder interessante Wendungen. 
Einzig die Auflösung des Falls finde ich ein bisschen zu konstruiert, aber das ist meine Meinung.



Bewertung:  📖📖📖📖📕


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