Montag, 29. Juli 2024

Rezension: "Tod in Blau" von Susanne Goga

Berlin 1922. Arnold Wegner malt seine Zeit in starken Kontrasten – Armut und Luxus, Krieg und Vergnügungssucht, Krankheit und Irrsinn. Seine radikalen Bilder, in denen er sich provokant mit der Gesellschaft und der jüngsten Vergangenheit, dem Ersten Weltkrieg, auseinandersetzt, erregen Bewunderung und Abscheu, lassen aber niemanden kalt. Als der Maler tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft, in der viele ehemalige Offiziere verkehren.
Gibt es möglicherweise auch eine Verbindung zu dem Toten im Landwehrkanal, bei dem ein Schriftwechsel mit der Asgard-Gesellschaft gefunden wurde? Die Ermittlungen kommen nicht recht voran, bis Leo Wechsler einen Hinweis von der avantgardistischen Tänzerin Thea Pabst erhält. Und es stellt sich heraus, dass es einen Zeugen gibt – der jedoch entzieht sich allen Befragungen durch die Polizei.

"Tod in Blau" ist der zweite von bisher insgesamt neun Teilen der historischen Krimiserie von Susanne Goga. Ich habe Teil 1 nicht gelesen, hatte aber auch nicht das Gefühl, ich hätte etwas verpasst, um diesen Teil besser zu verstehen. Die Fälle sind eh in sich abgeschlossen. 

Hauptfigur ist Kriminalkommissar Leo Wechsler, der als Witwer und Vater zweier Kinder mit seiner unverheirateten Schwester Ilse zusammenwohnt. Ein Arrangement, das wohl eher aus der Not heraus geboren wurde, denn es gibt oft Spannungen zwischen Leo und Ilse. Aber als Polizist mit unregelmäßigen Arbeitszeiten bleiben ihm nicht viel Alternativen.  
Leo ist oft impulsiv, aber dann holt ihn sein Kollege und Freund Robert Walther wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Überhaupt legt Leo viel Wert auf die Zusammenarbeit in seinem Team. 
Weitere interessante Charaktere sind Clara Bleibtreu, eine Bibliothekarin, die Ärztin Martha Schott, sowie der zwölfjährige Paul, der ein wichtiger Zeuge im Mordfall des Malers Wegner ist. 

Susanne Goga bringt dem Leser die "Goldenen Zwanziger" näher, die gar nicht so golden waren. Die Zeiten sind hart. Der erste Weltkrieg ist vorbei und die Inflation hat das Land voll im Griff, die Preise steigen, der Wert des Geldes sinkt. Hunger und Elend sind auf den Straßen allgegenwärtig und jeder ist sich selbst der Nächste. Wohin das führen wird, wissen wir heute natürlich, aber damals gab es doch noch den einen oder anderen Hoffnungsschimmer, dass alles bald besser wird. Lebendig und atmosphärisch erleben wir die verschiedenen Facetten einer Metropole.

Der Kriminalfall selbst ist ebenfalls gut durchdacht und bis zum Ende bleibt es spannend in der Frage, wer den Maler ermordet hat und warum. 
Schade fand ich allerdings, dass der erste Todesfall nicht aufgeklärt wurde. Aber vielleicht kommt das noch im nächsten Teil? Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.


Bewertung: 🌹🌹🌹🌹






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