Montag, 13. März 2023

Rezension: "Der Klang der verborgenen Räume" von Felicity Whitmore

Die junge Konzertpianistin Nina Altmann ist völlig überrascht, als sie von einer Großtante, von der sie bisher noch nie etwas gehört hat, ein Herrenhaus in Devon in England erbt. Das Ganze scheint wie ein Wink des Schicksals, denn Nina hat einen großen Vertrauensbruch gegenüber ihrer Mentorin begangen und kann seit dem nicht mehr Klavier spielen. So flüchtet sie nach Stone Abbey. Ihre Großtante Ernestine hat das Erbe allerdings mit einer großen Bitte verbunden: Nina soll herausfinden, ob ihre Vorfahrin Anna Stone tatsächlich eine Mörderin war, denn sie wurde 1858 als solche verurteilt und gehängt. Auf Stone Abbey stößt Nina auf das Gemälde einer Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht und die ebenfalls Pianistin war: Anna Stone. Sofort fühlt sie sich mit ihr verbunden und begibt sich auf Spurensuche. Ihre Recherchen führen sie bis nach Wales. Auf Mainston Hall, wo sich die Morde damals ereigneten, entdeckt sie mit Hilfe des Butlers Bryan verborgene Räume, die seit mehr als 150 Jahren nicht mehr benutzt wurden und anscheinend immer noch so sind, wie sie damals Hals über Kopf verlassen wurden. Werden die dort gefundenen Aufzeichnungen ihnen helfen, mehr über Anna zu erfahren? Und was ist mit den Notenblättern auf Stone Abbey, die Anna anscheinend im Gefängnis kurz vor ihrem Tod geschrieben hat?
 
"Der Klang der verborgenen Räume" ist der Debütroman von Felicity Whitmore, den ich allerdings jetzt erst gelesen habe. Bisher hat mir jedes Buch von ihr gut gefallen, so auch dieses hier.
 
Erzählt wird auf zwei Zeitebenen bzw. eigentlich auf drei, wenn man es ganz genau nimmt. In der Gegenwart treffen wir auf Nina, die Hals über Kopf nach England flieht und dort auf Stone Abbey zum ersten Mal von ihrer Vorfahrin Anna Stone erfährt. Nina hat einen großen Fehler gemacht und ihre Mentorin hintergangen. Seitdem kann die Pianistin nicht mehr spielen und leidet sogar unter körperlichen Schmerzen, wenn sie sich an ein Klavier setzt. Die Spurensuche in der Vergangenheit lenkt sie davon ab.
Diese Kapitel haben mir sehr gut gefallen. Ninas Probleme aufgrund ihres schlechten Gewissens sind gut nachvollziehbar.  Sie hat ihre Mentorin hintergangen, die eine Art Ersatzmutter für sie war und muss nun mit den Konsequenzen leben. Erst mal davor zu fliehen, als sich ihr diese Chance bietet, ist menschlich. Sie verbeißt sich gerade zu in ihre Nachforschungen zu Anna Stone.
 
In der Vergangenheit lernen wir die junge Anna Stone kennen, die nach dem Tod ihres Vaters zu ihrer Mutter nach London ziehen soll. Die Mutter hat den Bruder ihres Mannes, Annas Onkel Timothy geheiratet und als Anna zu ihnen ins Haus kommt, muss sie erkennen, dass er ein widerwärtiger Sadist ist.  Außerdem hat er für seine Nichte bereits einen Ehemann ausgesucht, um ihr Erbe in die Finger zu bekommen. Aber Anna lässt sich nicht unterkriegen.
Dieser historische Teil hat mir sogar noch ein bisschen besser gefallen. Annas Schicksal ist sehr emotional und es wird mehr als deutlich, dass eine Frau zu der Zeit nicht viele Möglichkeiten hatte, keine Freiheiten, keine Rechte, zumindest im viktorianischen England. Mitreißend und lebendig erzählt die Autorin Annas Geschichte, die unweigerlich in einer Katastrophe enden muss.
Einzig eine Sache lässt Fragen bei mir offen: Was ist mit Abigail, Annas Tochter? War Anna schwanger, als sie ins Gefängnis kam und hat sie das Kind dort vor ihrer Hinrichtung bekommen? Wie kam Abigail dann nach Stone Abbey? Es wäre schön, wenn dieses Rätsel gelöst worden wäre.

Ansonsten hat mich das Buch aber begeistert und von Anfang bis Ende gefesselt. Wer Geschichten mag, die auf mehreren Zeitebenen erzählt werden, dem wird auch diese hier sicher gefallen.


Bewertung: 📖📖📖📖📖



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