Mittwoch, 25. Mai 2022

Rezension: "Strandfliederblüten" von Gabriella Engelmann

Juliane ist 39 Jahre alt, als sie Post vom Notar ihrer Großmutter Ada bekommt, mit der sie nie Kontakt hatte. Trotzdem vererbt diese ihr ihr Haus samt zugehörigem Leuchtturm auf der Hallig Fliederoog. Nach einer großen Enttäuschung in ihrer Beziehung und der Ungewissheit, wie lange sie ihren Job in Hamburg noch haben wird, sieht sie sich die Hallig an, um anschließend zu entscheiden, ob sie das Erbe antreten soll oder nicht. Im Gegensatz zu Julianes jüngerem Stiefbruder Felix, ist ihre Mutter Hanne wenig begeistert von Adas Testament. Sie hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter und bis heute kennt Juliane den Grund dafür nicht. Ihr Vater ist gestorben, als sie noch ein Baby war und seitdem herrscht Funkstille zwischen Hanne und Ada. Sie hofft nun, in der Vergangenheit ihrer Großmutter endlich mehr zu erfahren. Angekommen auf Fliederoog, ist Juliane wie verzaubert von der unvergleichlichen Natur der Nordseeküste und von den Ausblicken und Einblicken, die man nur auf einem Leuchtturm erleben kann. Und im kleinen Haus ihrer Großmutter findet sie Nachrichten, Briefe und Hinweise, die vermuten lassen, dass Ada gehofft hat, ihre Enkelin würde den Weg auf die Hallig finden und sich dort, im Einklang mit der Natur, ebenso wohlfühlen wie sie. Ob Juliane auf Fliederoog wieder zu sich finden und bereit sein wird, ein völlig neues Leben zu  beginnen? 
 
"Es gibt nur eine wichtige Zeit, und die ist jetzt."   
 
Ein Zitat des Zen-Buddhisten Thich Nhat Hanh. Das trifft sehr gut ein großes Thema dieses Romans. Es geht um Achtsamkeit, sich selbst gegenüber, aber auch im Umgang mit den Menschen in seinem Umfeld.
Sehr anschaulich erzählt die Autorin Julianes Geschichte. Von der gestressten, rund um die Uhr arbeitenden Redakteurin, die kurz vor einem Burn Out steht, zur Halligbewohnerin und Leuchtturmbesitzerin. In der Natur der Nordseeküste lernt sie, jede Minute ihres neuen Lebens zu schätzen und auszukosten, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen, wie dem blühenden Strandflieder. Nicht ständig telefonisch erreichbar zu sein, einfach mal nur aufs Meer zu "starren".
 
Juliane war mir gleich sympathisch, obwohl ich sie in Bezug auf Oliver zu Anfang schon ein wenig naiv fand. Aber so ist das mit der Liebe ;-)  Zum Glück hat sie ja die Kurve gekriegt. Und sie gibt nicht auf, krempelt ihr Leben um und scheut auch keine Konfrontationen.
Das Buch ist in der Ich-Form aus ihrer Perspektive geschrieben, so dass man immer nah am Geschehen ist. Die lebendigen und anschaulichen Beschreibungen der Hallig und auch der Umgebung haben mir sehr gut gefallen.

Ich sehe "Strandfliederblüten" gar nicht als naiv oder Eso-Märchen an, wie Gabriella Engelmann im Nachwort schreibt. Gerade in der heutigen Zeit, in denen sich das Leben vieler Menschen überwiegend in den sozialen Medien abspielt, ist die Geschichte leider sehr authentisch. Wenn ich alleine daran denke, wie viele Leute draußen unterwegs sind, die permanent auf ihr Smartphone starren... einfach gruselig. Sie bekommen nichts von ihrer Umwelt mit, haben kein Auge, kein Gefühl mehr für ihre Umgebung, für die Natur und können sich nicht über Kleinigkeiten freuen. Das ist doch einfach nur traurig. Ich bin froh, dass ich nicht so aufgewachsen bin und auch nicht so lebe.
 
Das Buch ist "Ein Gefühl wie Nach-Hause-Kommen" steht über dem Klappentext und das kann ich bestätigen. Eine perfekte Urlaubslektüre, aber natürlich auch für Zuhause.
 

Bewertung: 🌹🌹🌹🌹
 
 
 
 
 
 

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