Sonntag, 6. Juni 2021

Rezension: "Bernsteinsommer" von Anne Barns

Die gelernte Konditorin Christina hat vor ein paar Jahren ihr eigenes Café eröffnet, das sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liljana in Frankfurt führt. Allerdings müsste der Laden dringend saniert werden und dann kommt auch noch ein Wasserschaden hinzu. Auch privat ist es zur Zeit nicht einfach. Christinas Mann hat sich von ihr getrennt und ihr Vater ist seit einigen Jahren ań Alzheimer erkrankt und lebt in einem Pflegeheim. Er verändert sich und lebt immer mehr in seiner eigenen Welt. Sie kann förmlich sehen, wie der Vater, den sie kannte, mehr und mehr verschwindet und kommt nur schwer damit klar. Doch dann fragt er eines Tages nach seinen Malkreiden und positiv gestimmt, macht sie sich in seinem ehemaligen Arbeitszimmer auf die Suche. Dabei findet sie ein Ölgemälde, das nicht von ihrem Vater stammen kann, denn es ist so ganz anders, als die Aquarelle ihres Vaters, die in ihrem Cafe die Wände schmücken. Neugierig geworden begibt sich Christina auf eine Reise in die Vergangenheit. Auf Rügen und Hiddensee deckt sie alte Familiengeheimnisse auf und lernt so viele wunderbare Menschen kennen.

"Bernsteinsommer" ist der neue Sommerroman von Anne Barns und erführt den Leser dieses Mal von Frankfurt und Hanau an die Ostsee nach Rügen und Hiddensee. Und es gibt ein Wiedersehen mit einigen Charakteren aus "Eisblumenwinter", denn Thea, die Christina auf Rügen besucht, ist die Cousine ihres Vaters. Ich finde es schön, wie die Autorin ihre Geschichten miteinander verbindet, neue Figuren auf "alte" treffen lässt und so den Faden weiterspinnt. 
Christina war mir gleich sympathisch. Vermutlich weil ich ihre Situation so gut nachempfinden kann, denn meine Mutter ist vor einigen Jahren an Demenz erkrankt und es fiel mir sehr schwer ihren geistigen Verfall mitanzusehen. Ich finde, Anne Barns hat die ganze Situation sehr realistisch geschrieben. Bei manchen Szenen mit dem Vater kann man sogar schmunzeln (Stichwort Pferd).

Die Szenen auf Rügen und Hiddensee sind anschaulich beschrieben. Es ist, als würde man selbst am Strand entlanglaufen, die Kreidefelsen und Leuchttürme bewundern und Bernstein suchen. Man hört die Ostsee an den Strand plätschern und kann das Salz förmlich schmecken. Vielleicht konnte ich es mir auch so gut vorstellen, weil ich selbst schon auf Rügen war.  
Überhaupt ist der gesamte Schreibstil sehr angenehm und man fühlt sich mit dem Buch einfach wohl, auch wenn es nicht immer luftig und leicht ist, sondern auch ernste Themen wie Alzheimer und der Zweite Weltkrieg eine Rolle spielen. Aber das macht "Bernsteinsommer" so authentisch.

Fazit: Ein Sommerroman zum Wohlfühlen, ohne "Schmalz", dafür mit Tiefgang und liebevollen Charakteren. Und natürlich wird wieder viel geschlemmt und am Ende gibt es auch ein paar Rezepte. 



Bewertung: 


   





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