Sonntag, 4. November 2018

Rezension: "Der Historiker" von Elizabeth Kostova

Ich habe dieses Buch bereits einmal gelesen, das ist mehr als zehn Jahre her. Nun war es Zeit für einen Re-Read, der perfekt in den Oktober passte. Auch beim zweiten Mal bin ich begeistert vom wunderbaren Schreibstil, den Bildern, die beim Lesen im Kopf entstehen und der erzählten Geschichte allgemein.

Es geht darum, dass ein junges Mädchen in der Bibliothek ihres Vaters, eines Historikers, ein Päckchen vergilbter Briefe findet. In diesen Briefen geht es um die Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem wahren Dracula und dem Vorbild von Bram Stokers berühmter Romanfigur. Als ihr Vater verschwindet, ist es für das Mädchen keine Frage, dass sie sich auf die Suche nach ihm machen muss, denn sie hat schon ihre Mutter verloren, als sie klein war. Zusammen mit einem Studenten der Oxford-Universität begibt sie auch auf Spurensuche und folgt den Hinweisen in Briefen und Aufzeichnungen ihres Vaters. Hier erfährt sie alles über die Jagd ihrer Eltern nach Dracula, ihre atemberaubenden Reisen in die Türkei, nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Über ihre Suche nach dem wahren Grab von Vlad dem Pfähler. 

Auch dieses Mal fällt wieder auf, dass im ganzen Buch nicht einmal der Name des Mädchens erwähnt wird. Ihre Kapitel sind in der Ich-Form geschrieben und ansonsten heißt es nur "Meine Tochter" oder "Kind". Auch ihr Vater heißt nur "Paul", es fällt nie der Nachname. 

Wie schon oben geschrieben, hat die Autorin einen wunderbaren und sehr anschaulichen Schreibstil. Die Länder und Städte, Bibliotheken, Kirchen und Archive werden beim Lesen lebendig. Alles ist sehr atmosphärisch beschrieben. Das gilt besonders für die Szenen, in denen Dracula auftaucht, z. B. nachts in der verfallenen Burg oder in der Bibliothek unter der Krypta. 
Und es ist deutlich, dass sie für ihren Roman sehr intensiv über Vlad Dracula recherchiert hat, sowohl über die historische Figur, als auch über die Vampirlegenden auf dem Balkan. Tatsächlich gibt es die Legende, dass der Woiwode auf einer Klosterinsel im Snagov-See begraben wurde. Aber Wissenschaftler fanden dieses Grab leer vor. Perfektes Futter für den Vampirmythos. ;-)

Große Actionszenen sucht man hier vergeblich, aber von Anfang bis Ende ist die Geschichte spannend und fesselnd erzählt. Über allem schwebt die ständige Bedrohung und die Frage: Ist Dracula tatsächlich am Leben? Ist er tot? Oder untot? 

Vlad Dracula war sicher ein brutaler und blutrünstiger Herrscher, aber letztendlich wollte er nur eins: sein Land vor der Übernahme der Osmanen bewahren, sein Volk beschützen. Und der, der er später war, wurde er durch seine Gefangenschaft bei den Osmanen. 

Ich kann diesen Roman jedem empfehlen, der sich für die Dracula-Legende interessiert und allen, die einfach perfekt unterhalten werden wollen, gerade in den dunklen Herbst- und Wintermonaten. 

Bewertung: 🦇🦇🦇🦇🦇






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