Samstag, 15. November 2014

"Alles muss versteckt sein" von Wiebke Lorenz

"Weißt du, wozu du fähig bist? Ahnst du es auch nur ansatzweise?"  

Marie Neumann sitzt in einer Forensik in Hamburg, einer Klinik für psychisch kranke Straftäter. Sie soll ihren Freunde, den Schriftsteller Patrick Gerlach, heimtückisch im Schlaf ermordet haben. Zuerst wurde ihm die Kehle durchgeschnitten, dann wurde er mit zahllosen Messerstichen attackiert. Man findet Marie in einer Blutlache bei ihm mit der Tatwaffe in der Hand.
Sie selbst kann sich an nichts erinnern. Das Letzte was sie weiß, ist, dass sie auf einer Premierenparty von Patricks Schwester Vera war und zusammen mit Patrick nach Hause wollte. Danach ist alles weg.
Aufgrund ihrer Krankheit ist Marie allerdings überzeugt, dass sie die Tat begangen hat, denn in Gedanken hat sie Patrick schon mehr als einmal brutal ermordet. Genau so wie sie sich schon viele andere Gewalttaten vorgestellt hat und sie bildlich vor sich sah. Auch in Bezug auf die Kinder in ihrem Kindergarten. Deswegen hat sie ihren Job als Kindergärtnerin aufgegeben.
Marie leidet unter Zwangsgedanken, einer psychischen Erkrankung, die meistens durch ein traumatisches Erlebnis ausgelöst wird. In ihrem Fall war das vermutlich der Unfalltod ihrer kleinen Tochter Celia. Auch ihre Ehe mit Christopher ist an diesem Verlust zerbrochen.
Nun sitzt sie in der Forensik, verurteilt als Mörderin und erzählt dem Psychiater Dr. Jan Falkenhagen ihre Geschichte. Nach und nach kommen ihr mit der Zeit selbst Zweifel daran, dass sie tatsächlich die schreckliche Tat begangen und Patrick, den sie liebte, wirklich ermordet hat. Gemeinsam mit dem Arzt und auch mit Unterstützung ihres Ex-Mannes Christopher rollt sie die Vergangenheit auf.
Denn ein Leitsatz hat Marie in all der Zeit seit Ihrer Erkrankung immer wieder Mut gegeben: Denken ist nicht Tun! 
Aber wenn nicht sie Patrick ermordet hat, wer war es dann? Kommt der wahre Täter aus dem näheren Umfeld des Opfers?

Von Anfang an hat mich die Geschichte von Marie gefesselt. Sicher hat jeder schon mal den Gedanken gehabt: "Den könnte ich jetzt umbringen!" Aber wenn man diese Anfälle mit solcher Heftigkeit hat, dass sie das ganze Denken beherrschen, man die Szene in aller Deutlichkeit vor sich sieht und sogar das Blut an den Händen fühlt und derart davon beherrscht wird, dass man Angst hat, mit dem Menschen zusammen zu sein, weil man ihm etwas antun könnte....das muss schrecklich sein. Im Nachwort erklärt die Autorin, dass sich solches Zwangsdenken fast immer gegen die Menschen richtet, die der Erkrankte liebt. Sehr anschaulich und einfühlsam macht die Autorin dem Leser das deutlich und man fühlt mit Marie.
Marie war mir auch direkt sympathisch und ich habe ihr gewünscht, dass ihr geholfen wird und sich am Ende herausstellt, dass sie unschuldig ist. Ob das der Fall ist, das verrate ich hier nicht. Lest das Buch selbst. 

Ich würde die Geschichte als psychologischen Spannungsroman bezeichnen, im Stil von Joy Fielding. Es ist kein Thriller und auch nicht direkt ein Krimi, aber wirklich sehr gut geschrieben, ein Pageturner. 

Meine Bewertung: ☥ ☥ ☥ ☥

2 Kommentare:

  1. Ich fand das Buch richtig, richtig gut!!!! War damals mein Jahres-Highlight!
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Ist zwar schon ein Weilchen her, seit ich das Buch gelesen habe, aber ich kann mich noch daran erinnern, wie gut ich es gefunden habe <3

    Gerade diese Angst seine Gedanken quasi nicht mehr unter Kontrolle zu haben, macht diesen großen Reiz aus!

    Dank dir könnte ich das Buch bald mal wieder lesen (und dann auch rezensieren, dass hab ich nämlich "damals" verpasst) :)

    Liebste Grüße,
    Kasia

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