Sonntag, 2. November 2025

Rezension: "Ich bin kein Serienkiller" von Dan Wells

Clayton, eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA: Der fünfzehnjährige John will eigentlich ein ganz normaler Teenager sein, die Schule besuchen und Mädchen kennenlernen. Doch er weiß, dass in ihm ein düsteres Geheimnis schlummert. Er ist nicht nur das Interesse an Serienkillern, das sein ganzes Leben bestimmt, nicht nur seine Faszination vom Tod. Er ist die Furcht, dass eines Tages selbst zum Killer wird. Denn John trägt ein Monster in sich. Und als unerklärliche Morde in der Stadt geschehen, muss er sich nicht nur einem dämonischen Gegner stellen, sondern auch sich selbst...

John Wayne Cleaver ist fünfzehn Jahre alt und weiß, dass im seinen Inneren etwas Böses schlummert, das er im Zaum halten muss. Dafür hat er sich selbst etliche Regeln auferlegt, an die er sich eisern hält. Zum Beispiel weigert er sich, Interesse an anderen Menschen zu zeigen, Gefühle sind tabu und er versucht krampfhaft "normal" zu sein. Allerdings ist er überzeugt, dass schon sein Name ihn zu einem Außenseiter macht. Seine Mutter sagt zwar, den hat er dem berühmten Schauspieler zu verdanken, aber schließlich war John Wayne Gacy einer der berühmtesten Serienkiller aller Zeiten. 
Nur wenn John im Beerdigungsinstitut seiner Mutter und seiner Tante hilft, fühlt er sich halbwegs normal und auf sicherem Terrain. Als nach zwei Morden Johns Interesse an den Leichen für seine Mutter allerdings viel zu groß und "unnatürlich" wird, verbietet sie ihm die weitere Mitarbeit bei den Vorbereitungen für die Beerdigungen. 
Da er nun viel Zeit hat, macht sich John selbst auf die Suche nach dem Killer. Aber kann er ihn aufspüren und zur Strecke bringen,  ohne sein eigenes Monster freizulassen?

Der Thriller von Dan Wells ist bereits von 2009 und er lag einige Jahre auf meinem SUB. Irgendwie dachte ich, nachdem ich bereits alle geplanten Bücher für die Zeit bis Halloween gelesen hatte, das dies doch jetzt vielleicht genau passend sei. Und schon nach ein paar Kapiteln habe ich mich gefragt, wieso ich das Buch so viele Jahre unbeachtet gelassen habe. 

Die Idee finde ich wirklich originell und richtig gut umgesetzt. Es scheint auch, dass der Autor zum Thema Soziopathen und Serienmörder intensiv recherchiert hat.  Aus der Ich-Perspektive von John erfährt man als Leser immer hautnah, was gerade passiert. Man ist Teil seiner Gedanken- und Gefühlswelt und das ist manchmal schon erschreckend. Er ist überzeugt davon, sein Schicksal sei es, ein Serienmörder zu werden und dass in seinem Inneren eine Bestie schlummert, die er niemals entfesseln darf. Er ist besessen von berühmten Serienkillern, weiß alles über Ted Bundy, John Wayne Gacy oder den Son of Sam. Eisern versucht er, seine Regeln einzuhalten und geht sogar zu einem Therapeuten. 

"Ich bin kein Serienkiller" ist nichts für Zartbesaitete, denn nach einigen Kapiteln ist klar, es ist ein Mix aus Thriller, Horror und Fantasy. Damit habe ich so nicht gerechnet und war positiv überrascht. Der Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen, Sprache und auch Gedanken sind einem Jungen von fünfzehn Jahren angemessen. Die innere Zerrissenheit stellt der Autor sehr überzeugend dar und ich kam nicht umhin, das eine oder andere Mal Mitleid mit John zu haben. Die Teenagerzeit und Pubertät ist so schon schwer genug, ohne dass man davon überzeugt ist, man sei ein potentieller Serienkiller. 
Überhaupt sind die Charaktere gut gelungen und vielschichtig, wie z. B. Johns Mutter, sein Therapeut oder auch die Crowleys, die Nachbarn. 
Es gibt einige blutige Szenen und Schockmomente, aber auch schwarzen Humor und emotionale Momente. Diese zeigen besonders, wie schwer es Johns Mutter fällt, sich einzugestehen, dass mit ihrem Sohn vielleicht etwas nicht stimmt. 

Das Buch ist wirklich ein echter Pageturner, den ich aufgrund der durchgehenden Spannung nur schwer zur Seite legen konnte. Interessant fand ich übrigens auch, dass jedes Kapitel mit einer leeren Seite beginnt, auf der die Zahl wie auf einer Mauer eingeritzt zu sehen ist. Vielleicht die Mauer, die John errichtet hat, um sein Monster dahinter im Zaum zu halten.

Mittlerweile gibt es einige Fortsetzungen, die ich sicherlich auch noch lesen werde. Teil 2 ist "Mr. Monster". 


Bewertung: 🌹🌹🌹🌹🌹



Rezension: "Die Nacht von Halloween" von Christina Staudinger

Ein Vorort wie jeder andere auch und dennoch birgt er ein abscheuliches Geheimnis. Denn nichts ist so, wie es den Anschein hat in der Nacht vor Halloween. Man möchte meinen, es handle sich hierbei um einen einfachen Abend im Jahr, dabei ist er ein Zuhause für Angst und Schrecken, weckt die finsteren Dämonen, niederträchtigsten Gelüste und blutige Sehnsüchte.
Ein heftiger Regenschauer, das Scheinwerferlicht eines Autos, eine weiße Gestalt, das Quietschen der Reifen, scharlachrote Klauen. Wo war Amber bloß da nur wieder hineingeraten?
Die Nachgespenster in dieser Straße entspringen nicht ausschließlich reiner Fantasie, sie lauern direkt auf der Straßenseite gegenüber, verborgen hinter einem freundlichen Lächeln, einer kleinen Geste der Nettigkeit, allzeitbereit dein Leben zu zerstören. Viele Gesichter - und mehr als nur eine Wahrheit.

Diesen Kurzgeschichtensammelband hatte ich bereits seit letztem Herbst auf dem SUB, habe ihn aber erst jetzt gelesen und genau an Halloween abends beendet. 158 Seiten, die mich bestens unterhalten haben. Zum größten Teil hängen die 13 Geschichten zusammen, so dass man ein paar Charaktere in späteren Erzählungen wieder trifft. 
In der ersten Story geht es um Amber, die abends auf einer einsamen Landstraße unterwegs ist. Sie will nach Hause, um sich für eine Halloweenparty umzuziehen, auf der sie sich mit ihrer besten Freundin Mona treffen möchte. Später gibt es es noch Geschichten der Gastgeber dieser Party und wir treffen Mona, die vergeblich auf der Party auf Amber wartet. 
Christina Staudinger schickt den Leser auch auf Friedhöfe und in Maisfelder, spielt mit unseren Urängsten und mit klassischen Horrorelementen. Geister und Clowns spielen eine Rolle und in manchen Fällen weiß man als Leser mehr als einige der Figuren und möchte sie einfach nur warnen. "Mach die Tür nicht auf" oder "Verschwinde da" oder "Geh da nicht hinein". 
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist sehr anschaulich und bildhaft. Im Grunde läuft die Handlung vor dem geistigen Auge wie ein Film ab, sehr atmosphärisch. 

Fazit: Eine absolute Leseempfehlung zur Einstimmung auf Halloween für alle, die sich gruseln möchten. 


Bewertung: 🌹🌹🌹🌹🌹