Ruhrgebiet, 1948. Der Kriminalbeamte Carl Bruns arbeitet für die Abteilung Kapitalverbrechen im Essener Polizeipräsidium, nachdem er während der Nazizeit seinen Beruf nicht ausüben konnte. Im Zuge von Mordermittlungen erfährt er von einer grauenvollen Bluttat, die sich drei Jahre zuvor gegen Kriegsende ereignet hat. Während er dem flüchtigen Täter von damals nachspürt, geschehen weitere Morde. Erst allmählich erkennt Carl Bruns, dass sie Teile eines tödlichen Puzzles sind. Nicht nur er selbst gerät dabei ins Fadenkreuz des Mörders, sondern auch die Frau, die er liebt – die verwitwete Krankenschwester Anne, die verzweifelt an eine bessere Zukunft für sich und ihre Schwestern glaubt. Doch Anne hütet ein düsteres Geheimnis, von dem auch Carl nichts ahnt …
Carl und Anne treffen sich zufällig nach Jahrzehnten wieder. Für Beide war der Andere die erste große Liebe und sie verbrachten einen Sommer zusammen. Leider ist es ein Mordfall, der sie nach 20 Jahren wieder aufeinander treffen lässt und der auch Annes Familie betrifft. Nach einem Bombenangriff und weiterer unschöner Vorkommnisse flüchteten Anne und ihre zwei jüngeren Schwestern Frieda und Lotti während des Krieges nach Köln, wo Carl sie aufstöbert. Zurück in Essen, werden sie mit der Vergangenheit konfrontiert, die sie hinter sich lassen wollten.
Was mich ein bisschen stört, ist der oft erhobene moralische Zeigefinger. Haben "die Deutschen" Schuld auf sich geladen, weil sie nichts unternommen haben? Wie Carl, als er erzählt, dass er auf dem Zechengelände täglich die Zwangsarbeiter in ihren Hütten sieht und ihnen nicht geholfen hat. Was hätte er denn tun können ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten? Schließlich hatte man ihn schon vorübergehend aus dem Polizeidienst entlassen, weil er einen jüdischen Großvater hatte. Und die Entscheidung, nach Kriegsende Leute bei der Polizei oder in Verwaltungsämtern wieder einzustellen, die vorher als Naziverbrecher eingestuft worden waren, die kam von den Besatzern. Die im übrigen auch jede Menge Leid über die deutsche Bevölkerung gebracht haben, gerade in den letzten Kriegsjahren.
Das Buch als Krimi zu bezeichnen, ist meiner Meinung nach nicht ganz passend, denn dafür geht es um zu viele andere Dinge. Wer aber Spannungsromane mit historischem Hintergrund mag, der liegt hier richtig.
Mir hat "Helle Tage, dunkle Schuld" gut gefallen. Ich mag den Erzählstil der Autorin, den ich schon aus ihrer Ruhrpott-Saga kenne, die ja ebenfalls in Essen angesiedelt ist.
Atmosphärisch und anschaulich zeigt sie uns ein Essen, das vom Krieg gezeichnet ist. Zerstörte Häuser und Straßen, Schuttberge ohne Ende, Aufräumarbeiten und dazwischen die Menschen, die ebenfalls vom Krieg gezeichnet sind, auf verschiedenste Weisen. Und ein Hauch von Hoffnung, dass das Leben irgendwann wieder besser wird.
Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen, es gibt immer wieder Wendungen und Überraschungen, neue Erkenntnisse in den Ermittlungen und das hält die Spannung aufrecht.
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