Freitag, 5. Oktober 2012

Ursula Neeb: Die Hurenkönigin

Inhalt: Frankfurt 1511: Am Gedenktag von Maria Magdalena wird die Leiche der Hübscherin Roswitha entdeckt. Ursel Zimmer, die Vorsteherin der städtischen Hurengilde, findet heraus, wer der letzte Freier war. Doch als man seiner habhaft wird, beteuert der verzweifelte Mann, er habe nur einen Auftrag erfüllt. Er erwähnt einen geheimnisvollen Ring, der die Hurenkönigin zwar auf eine heiße Spur bringt, sie aber auch höchster Gefahr aussetzt …

Dieses Buch war das zweite, das ich über Vorablesen bekommen habe. Netterweise musste ich urlaubsbedingt keine Frist für die Rezension einhalten. Danke dafür.
Zum Buch: Die Geschichte spielt in Frankfurt zu Beginn des 16. Jahrhunderts und in der Zeit gab in der größeren Stadt ein Frauenhaus, was nichts anderes war als ein Bordell. Prostitution war eine Zunft und es gab eine Gildemeisterin, die umgangssprachlich als Hurenkönigin bezeichnet wurde. Heute würde man sicher Puffmutter sagen. ;-) In diesem Fall ist es Ursel Zimmer, eine Frau in den Fünfzigern, die das Gewerbe zwar aufgegeben hat, aber das Frauenhaus leitet und für ihre „Mädels“ immer ein offenes Ohr hat, sich für sie einsetzt und im Ernstfall wie eine Löwin für sie kämpft. Als nach Roswitha weitere Hübscherinnen verschwinden, ahnt Ursel, dass die Verantwortliche dem falschen Täter auf der Spur sind und nimmt die Sache selbst in die Hand. Eine wirklich mutige Frau, die ich von Anfang an mochte. Seit vielen Jahren liebt sie einen bürgerlichen Mann, dem es nichts ausmacht, mit einer ehemaligen Hure zusammen zu sein. Auch Josef, der zwar ein bisschen naiv ist und der Henker Jerg sind sympathische Charaktere.

Von der Obrigkeit zwar geduldet, von den „braven“ Bürgern der Stadt aber verachtet, haben die Huren kein leichtes Leben. In der Öffentlichkeit müssen sie sich und ihr Gewerbe durch gelbe Gewänder zu erkennen geben. Ganz schlimm wird es, als erste Fälle von Syphilis, auch Geschlechtspest genannt, in Frankfurt bekannt werden, denn natürlich werden die Huren dafür verantwortlich gemacht.
Interessant fand ich, dass ein Frauenhaus damals vom städtischen Henker verwaltet wurde. Aber wenn man es näher betrachtet, passt es ja ganz gut. Beide Berufe werden eher negativ angesehen, ein Scharfrichter hatte genau wie eine Hure keinen guten Ruf in der Bevölkerung.
Die Geschichte ist gut recherchiert und flüssig erzählt und nach und nach nimmt die Spannung immer mehr zu. Man erfährt viel über das damalige Leben, die Hierarchien und den Einfluss der Stadt und der Kirche.
Irgendwann ahnt man zwar, wer der Täter ist, aber das fand ich nicht negativ für den Verlauf. Das letzte Drittel fand ich besonders fesselnd und gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Insgesamt ein spannender historischer Krimi, der mal wieder zeigt, dass es Hass und abgrundtiefe Bosheit unter den Menschen immer schon gab und leider auch immer geben wird.
„Die Hurenkönigin“ war mein erstes Buch von Ursula Neeb, aber ganz sicher nicht mein letztes. ;-)

1 Kommentar:

  1. Das klingt nach einem wirklich guten Buch. Ich war gerade auf der Suche nach einem neuen und habe es. Besten Dank für den Tipp

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