Mittwoch, 19. Februar 2025

Rezension: "Die Schrift des Todes" von C. J. Sansom

Sommer, 1546. Die Ära König Henrys VIII neigt sich ihrem Ende zu. Unerbittlich bekämpfen sich Katholiken und Protestanten, die Jagd auf Ketzer wird immer gnadenloser. In dieser aufgeheizten Stimmung wird Matthew Shardlake in den Palast der Königin gerufen. Er soll ein brisantes Buch wiederfinden, das sie verfasst hat und das aus ihren Gemächern gestohlen wurde. Der Inhalt dieses Werks könnte sie aufs Schafott bringen. Doch bevor Shardlake und sein Gehilfe Jack Barak die Suche aufnehmen, wird in London ein Drucker tot aufgefunden. Bei ihm findet sich eine Seite des Manuskripts der Königin…

Es ist das letzte Regierungsjahr von König Henry VIII. Er ist krank und aufgrund der großen Gewichtszunahme kaum noch in der Lage, sich zu selbst zu bewegen. Heute deutet vieles darauf hin, dass er Diabetes hatte. Da diese Krankheit aber damals völlig unbekannt war, wurde sie nicht behandelt und so starb er an den Folgen. 
C. J. Sansom gelingt es in „Die Schrift des Todes“ mal wieder, die Tudorzeit lebendig werden zu lassen. Hervorragend recherchiert führt er den Leser durch das damalige London. Wie immer begleiten wir den Ich-Erzähler Matthew Shardlake zum einen bei seiner Arbeit als Anwalt und dann bei seinem Auftrag, das verschwundene Manuskript „Die Klage einer Sünderin“ von Königin Catherine Parr zu finden. Trotz seines festen Vorsatzes, sich nie wieder in Politik oder die Angelegenheiten des Hofes verwickeln zu lassen, kann er der verzweifelten Königin den Wunsch nicht abschlagen, ihr zu helfen. Denn bei der Wankelmütigkeit des Königs in Glaubensfragen, würde eine Veröffentlichung des Manuskriptes eine große Gefahr und sehr wahrscheinlich die Hinrichtung Catherines bedeuten. 
Überhaupt ist Religion ein wichtiges Thema, die Nation ist gespalten, wer nicht den „richtigen“ Glauben hat, landet auf dem Scheiterhaufen. Öffentliche Äußerungen zu diesem Thema sind gefährlich und so versucht Shardlake, sich möglichst neutral zu verhalten. Seine Zeit im Tower vor einem Jahr hängt ihm immer noch nach. Das ist es auch, was ihn sympathisch macht. Durch einen verwachsenen Rücken nennen ihn viele den „Buckligen“. Er ist kein Held und hat vor vielen Dingen Angst, am meisten vor dem König. Aber er hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und das Herz am rechten Fleck. Was ihn allerdings auch immer wieder in Schwierigkeiten bringt. 
Zusammen mit Jack Barak und seinem jungen Kanzleimitarbeiter Nicholas begibt er sich auf die Suche nach dem verschwundenen Manuskript. Die Spur führt bis in höchste Kreise und es wird klar, dass jemand sehr Mächtiges im Hintergrund die Fäden ziehen muss. Durch Überraschungen und Wendungen wird die Spannung auf den rund 730 Seiten durchweg aufrecht erhalten. 

Wie immer gelingt es dem Autor, historische Fakten und Fiktion authentisch zu verknüpfen. Das gilt auch für historische Personen, die er geschickt in die Geschichte einbaut, wie z. B. Richard Rich, Bischof Cranmer und Kardinal Gardiner und natürlich den König und die Königin. 

C. J. Sansom ist im April letzten Jahres leider verstorben, er wurde 71 Jahre alt. Das bedeutet natürlich, dass die historische Kriminalromanreihe um Anwalt Matthew Shardlake nicht fortgeführt wird. Mir bleibt somit nur noch der letzte Teil zu lesen: „Die Gräber der Verdammten“. 

Bewertung: 🌹🌹🌹🌹🌹


Für Interessierte hier die chronologische Reihenfolge:
1. Pforte der Verdammnis
2. Feuer der Vergeltung
3. Der Anwalt des Königs
4. Das Buch des Teufels
5. Der Pfeil der Rache
6. Die Schrift des Todes
7. Die Gräber der Verdammten






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