Sonntag, 3. Januar 2021

Rezension: "Pfeil der Rache" von C. J. Sansom

London im Juni 1545: Anwalt Matthew Shardlake wird zur Königin Catherine Parr gerufen, die einen Auftrag für ihn hat. Der Lehrer Michael Calfhill wurde erhängt in seinem Zimmer aufgefunden. Seine Mutter, früher einmal Angestellte bei der Königin, möchte Gerechtigkeit, denn sie istüberzeugt, dass irgendetwas nicht stimmt. Michael war als Lehrer bei der Familie Hobbey und wurde nicht müde, immer wieder auf ein Unrecht hinzuweisen, dass den beiden Mündeln der Familie, Hugh und Emma, anscheinend widerfahren ist. Um herauszufinden, was dort vor sich ging, reisen Matthew und sein Gehilfe Jack Barak zum Kloster Hoyland, wo die Familie jetzt lebt, nachdem das Kloster aufgelöst und verkauft wurde. Die Zeit drängt, denn Hoyland liegt in der Nähe von Portsmouth, wo die gesamte englische Flotte vor Anker liegt, weil eine Invasion der Franzosen erwartet wird. Auch der König ist mit seinem Gefolge auf dem Weg in die Küstenstadt. 
Gleichzeitig will Matthew bei einem Abstecher im Ort Rolfswood mehr über Ellen Fettiplace in Erfahrung bringen, die er bei seinem letzten Fall in der Irrenanstalt Bedlam kennenlernte. Aber sein Sturkopf und sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit bringen ihn mal wieder in große Gefahr und wenn er nicht aufpasst, kann ihm vielleicht auch die Königin nicht mehr helfen. 

Dies ist der fünfte Teil der historischen Krimireihe um den bucklingen Anwalt Matthew Shardlake, der zwar nichts mit den Verwicklungen bei Hofe zu tun haben möchte, aber immer wieder hineingezogen wird. Auch dieses Mal muss er sich vor einem alten Erzfeind in Acht nehmen.
Wie immer gelingt dem Autor ein spannende Kombination aus Kriminalgeschichte und historischem Roman. Dieses Mal spielt das Ganze überwiegend in der Nähe von Portmouth, wo die englische Flotte bereit liegt, um eine eventuelle Invasion Frankreichs zu verhindern. Sie fürchten die Rache der Franzosen für den Angriff von Henry VIII. auf Boulogne. 

Matthew Shardlake ist beileibe kein Held. Er ist ein "Buckliger" und diese körperliche Beeinträchtigung macht ihm oft zu schaffen, körperlich wie auch seelisch. Die Menschen verspotten ihn und behaupten, er bringe Unglück. Aber er ist intelligent und vor Gericht macht ihm so schnell keiner was vor. Er hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, verteidigt Schwache und Hilflose und wenn er sich einmal festbeißt, wird man ihn so schnell nicht mehr los. Er liebt Rätsel und ist besessen davon, diese zu lösen. Was ihn schon so manches Mal in tödliche Gefahr gebracht hat. Ohne seinen treuen Gehilfen Barak wäre er oft aufgeschmissen. Aber gerade das macht Shardlake so sympathisch, dass er so "normal" ist, verletzt wird und auch Angst hat.

In "Pfeil der Rache" gibt es mehrere Handlungsstränge. Da ist zum einen der Fall der Familie Hobbey, dann Matthews Recherchen wegen Ellen Fettiplace. Und auch in seinem Haushalt gibt es Probleme, denn sein neuer Steward ist für ihn untragbar. Dafür wohnt sein Freund Guy seit einiger Zeit bei ihm. 

Sansoms Schreibstil ist lebendig, die Sprache angemessen, nicht zu modern, aber sie passt gut zur damaligen Zeit. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. Besonders die Beschreibungen, als die Gruppe in Portsmouth ankommt und zum ersten Mal die königlichen Schiffe im Hafen sieht, ist sehr anschaulich beschrieben. 

Fazit: Spannend, authentisch, lebendig,  ein gelungener Mix aus Fakten und Fiktion, mit sympathischen und auch fiesen Charakteren, so muss gute Unterhaltung sein. Trotz der rund 750 Seiten ist die Zeit nur so verflogen und ich freue mich sehr, in diesem Jahr ein weiteres Abenteuer von Matthew Shardlake zu lesen.


Bewertung: 








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