Montag, 15. März 2021

Rezension: "Ein Gefühl von Hoffnung" von Eva Völler (Ruhrpott Saga Teil 2)

Essen 1959. Sieben Jahre sind vergangen, seit Katharina gestorben ist. Ihr Sohn Jakob wächst im Haus von Ur-Oma Mine auf. Dort leben auch weiterhin Inge und Bärbel, sowie Mines Sohn Karl und ihr Enkel Johannes. Inge hat nach Katharinas Tod die Schule verlassen, um für Jakob da zu sein und arbeitet als Buchhändlerin. Außerdem ist sie mit ihrem Jugendfreund Peter verlobt und es steht fest, dass die beiden nach seinem Examen heiraten. Bärbel ist inzwischen 17 Jahre alt und sorgt mit ihrem rebellischen Verhalten in der Schule häufig für Ärger. Und Johannes arbeitet für die Gewerkschaft des Bergbaus. Die Schlote im Ruhrgebiet rauchen zwar noch, aber die Kohlekrise hat bereits begonnen und unruhige Zeiten werfen ihren Schatten voraus. Und auch innerhalb der Familie bahnen sich Konflikte an, die den Zusammenhalt auf eine harte Probe stellen...
 
Nach "Ein Traum vom Glück" geht es hier nun endlich weiter mit der Geschichte der Familie Wagner in Essen-Fischlaken. Das Land ist nach dem Krieg im Aufschwung, aber mit dem Bergbau geht es bereits langsam bergab. Johannes versucht in seiner Position als Gewerkschaftler für die Kumpels bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Gleichzeitig will er für seinen Sohn Jakob da sein, der aber nicht weiß, dass Johannes sein richtiger Vater ist. Offiziell ist es der kriegsversehrte Karl, da dieser zur Zeit von Jakobs Geburt mit Katharina verheiratet war. All das führt zu Verwicklungen und Problemen. 
Es sind keine großen Dramen, die hier passieren, eher Dinge, die jeder Familie in einer solchen Situation und zur damaligen Zeit widerfahren können. Aber gerade das macht die Geschichten und Charaktere so authentisch und realistisch. Was auch durch den Ruhrpottdialekt von Mine noch verstärkt wird.
Es geht um Zusammenhalt in der Familie, aber auch bei den Nachbarn. Jeder hilft jedem, so gut er kann. 
Auch Tabuthemen wie Gewalt in der Familie, Alkoholsucht und Homosexualität werden angesprochen. Letzteres fand ich besonders schockierend, da mir gar nicht bewusst war, dass das auch zu der Zeit noch strafbar war.
 
Für mich ist das Buch etwas Besonderes, denn es erinnert mich auch an meine Kindheit. Ich bin zwar erst 1971 geboren worden, aber ich kenne noch viele Dinge, z. B. die Bergmannseife, das Kohledeputat oder dass Samstag Badetag war. Auch hatten wir anfangs noch einen Kohleofen in der Küche, bis dann der erste Elektroherd kam. Schmunzeln musste ich besonders an einer Stelle, denn auch mein Vater macht sich heute noch jeden Abend sein "Bütterken". 
Es gab Werte und Regeln, die wir als Kinder beachtet haben, die für uns einfach selbstverständlich waren, aber wir hatten auch viele Freiheiten.
Ich fürchte, die aktuelle Situation wird dafür sorgen, dass die Kinder, die jetzt aufwachsen, niemals diese Unbeschwertheit kennenlernen werden. Und das finde ich sehr traurig.
 
Auch "Ein Gefühl von Hoffnung" hat mich wieder begeistert und ich habe mich über das Wiedersehen mit Inge, Johannes, Bärbel und Mine sehr gefreut. Obwohl es auch viele traurige Moment gibt, ist es für mich auch ein Wohlfühlbuch, dass ein Gefühl von Heimat vermittelt. Und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.
 
 Meine Bewertung:
 
 



 
 

1 Kommentar:

  1. Hallo!
    Ich finde die Reihe auch toll und freue mich shcon auf den neuen Band am Ende des Monats.
    Liebe Grüße
    Martina

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