Sonntag, 22. September 2013

"Unter der Asche" von Tom Finnek

Klappentext: London. 1666, vier Tage lang verschlingt ein Feuer die Stadt. Im Armenviertel Southwark lebt der Straßenjunge Geoff, der mehr schlecht als recht versucht, seine Familie durchzubringen. Seine Schwester Jezebel, die sich in einer verruchten Spelunke als Schankmagd verdingt, birgt ein Geheimnis und verschwindet eines Tages spurlos. Auf der Suche nach ihr stößt Geoff auf ein Netz aus Intrigen, Schuld und ungesühnter Rache, ein Gemisch, das schließlich den größten Brand der Geschichte entfachen sollte ... 

Das Buch beginnt damit, dass der junge Geoffrey Ingram von seinem "Lehrer" Master Gerrard den Auftrag bekommt, die Ereignisse aufzuschreiben, die zu dem größten Unglück in der Geschichte Londons geführt haben, das große Feuer, das fast die ganze Stadt vernichtete. 
Im 1. Teil berichtet dann auch der dreizehnjährige Junge über sein Leben und das Leben der Menschen damals im Allgemeinen. Der Leser wird direkt angesprochen und mitgenommen ins Jahr 1666 in die Straßen von Southwark, wo nur eines wichtig war: irgendwie den Tag zu überleben. Die Pest hatte im Jahr zuvor gewütet und viele Menschen getötet. 
Geoffrey hat es nicht leicht, seine Mutter verschwand nach seiner Geburt, seine Schwester Jezebel ist ebenfalls seit kurzem verschwunden und sein Bruder Edward hat die Familie vor zwei Jahren nach einem Streit mit seinem trunksüchtigen Vater verlassen. Geoffrey ernährt sich und seinen Vater durch harte Arbeit in einer Kneipe und als Laufbursche. 
Außerdem lernen wir noch Ray Webster kennen und den verrückten Rat Scabies sowie Mutter Southwood, Besitzerin des Maiden Inn, draußen vor den Toren von London. Auch Master Gerrard ist mehr als nur der Eremit von St. Olave und Lehrer in der Armenschule. 

Das Buch hat acht Teile und mal wird die Geschichte aus der Sicht von Geoff erzählt, mal aus der von Ray und mal aus der von Jezebel oder Master Gerrard. So führt der Autor geschickt die losen Fäden zum Ende zu einem Knoten zusammen. Alles hängt irgendwie zusammen und ist sehr gut durchdacht. Am Schluss macht alles einen Sinn und ich habe gedacht: Ja, genau so könnte es tatsächlich gewesen sein. 
Sicher ist nur, dass das Feuer damals in der Bäckerei in der Pudding Lane seinen Anfang nahm, aber die genaue Ursache wurde niemals gefunden. Warum also nicht so, wie Tom Finnek es hier schreibt? ;-) 

"Unter der Asche" ist ein spannender, großartig erzählter historischer Roman über ein tragisches Kapitel der Stadt London. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und selbst die  Nebenfiguren bleiben nicht farblos. Geoff war mir gleich sympathisch, denn trotz seiner Lebenssituation gibt er nicht auf. Tom Finnek schreibt sehr lebendig und anschaulich, ich konnte die Stadt direkt vor mir sehen.

2007 war ich in London und habe das "Monument" besichtigt, das als Mahnmal für das Große Feuer gebaut wurde. Wenn ich noch mal in London bin, werde ich sicher beim Anblick der Säule mit der goldenen Flammenkuppel an einen dreizehnjährigen Jungen namens Geoffrey denken.  ;-) 

Wer historische Romane mag, die eine gute Mischung aus Fakten und Fiktion sind, der liegt bei "Unter der Asche genau richtig.

2 Kommentare:

  1. Das hört sich sehr interessant an und spielt etwa um die Zeit des historischen Romans, den ich gerade gelesen habe ;) Allerdings spielte dieser in Wien.
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Ich liebe dieses Buch und durfte es mit dem Autor zusammen in einer Leserunde lesen.

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