Da lebe ich seit 40 Jahren im Kreis Recklinghausen und weiß erst seit heute, dass die letzte Hexe im Ruhrgebiet nur einen Steinwurf (sorry für das Wortspiel) von hier entfernt hingerichtet wurde!
Klappentext:
Annas Großmutter wurde als Hexe verbrannt. Da Anna selber unehelich ist, hält ihre eigene Familie sie für die Ausgeburt des Teufels und wird von ihr als Hexe beschimpft.
Pater Damasus aus Essen beschützt das Kind vor Übergriffen. Diesen Part übernimmt später Dirich Brockmann, ein Soldat des Kurfürsten von Köln, der Anna heiratet und zu sich auf den Brockmannshof holt. Die beiden bekommen eine Tochter. Die kleine Familie durchlebt eine glückliche und friedliche Zeit. Doch dann muss Dirich an die Front. Da Anna nun ohne Schutz ist, nutzt ihr Schwager die Gelegenheit und unterstellt ihr »Hexerei«. Für sie beginnt damit ein Spießrutenlauf, denn zu dieser Zeit ist jeder gerne bereit, daran zu glauben. Sie flieht aus Sutum mit ihrer Tochter in die Freiheit Westerholt. Statt des erhofften Friedens erlebt Anna dort die Hölle auf Erden.
Anna Spiekermann, auch genannt Hexenänneken, wurde als letzte Hexe im Ruhrgebiet im Jahr 1706 in Westerholt hingerichtet.
Da ich im Kreis Recklinghausen wohne, also im Vest, finde ich das natürlich besonders interessant. Ihr Geburtsjahr ist genau 300 Jahre vor meinem, 1671. Noch heute gibt es in Westerholt den Spiekermannshof. Nach Annas Tod ist er einmal abgebrannt. Zum Gedenken an sie wurde ein Kreuz errichtet. Und ein Jahr nach Annas Hinrichtung ist der Kirchturm von Westerholt eingestürzt, neben der Ruine steht heute die Schlosskapelle.
Auszug aus den Aufzeichnungen aus dem vestischen Archiv der Stadt Recklinghausen: Der Hexenglaube hat in Recklinghausen seine Opfer gefordert, in reichlichem Maße gerade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die religiösen Wirren der Zeit Stadt und Land ergriffen.
Wie vielfach, so leistete die Erschütterung der öffentlichen Ordnung durch die Truchsessischen Wirren mit ihren Nachwirkungen und Drangsalen den Hexenverfolgungen besonderen Vorschub. Angst und Grimm gaben für alle Nöte den Hexen die Schuld.
Kommentar des Autors Thomas Becks, der in Dortmund geboren wurde und heute in Recklinghausen lebt: Anna Spiekermann war das letzte Opfer im Vest Recklinghausen und gleichzeitig im Ruhrgebiet. Sie wurde 1706, ausgerechnet zur Zeit der beginnenden Aufklärung, in Westerholt hingerichtet. Ich bin durch Zufall auf die Geschichte der Anna Spiekermann gestoßen. Ein Bericht aus den 80er Jahren, den ich im Vestischen Archiv entdeckte, in dem Anna Spiekermann als Dummchen dargestellt wurde, das sich selber um Kopf und Kragen redete und ein Theaterstück aus den 1920er Jahren, in dem Anna nichts weiter als ein frivoles Mädchen war, inspirierte mich zu dem Roman. Die ganze Wahrheit wird man nie erfahren. Doch wenn man sich die Akten genauer ansieht und gleichzeitig den Hexenhammer liest, erscheint Anna in ein anderes Licht. Das Bild, einer verruchten Frau, verschwindet. Anna Spiekermann war vermutlich eine ganz normale Frau, die Opfer ihrer abergläubischen Mitmenschen und schließlich zum Spielball des 100 jährigen Streites zwischen dem Grafen und seinen Freiheitsleuten wurde. Meine Geschichte beruht zur Hälfte auf Fakten. Der andere Teil ist Fiktion, der sich nach meiner Recherche als, für mich, logische Folge ergibt. Für »Hexenänneken« habe ich fast zwei Jahre lang recherchiert.
Das Buch "Hexenänneken" hat 180 Seiten, ist also bestens geeignet für zwischendurch. Eine Rezi folgt, wenn ich es gelesen habe.
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