Freitag, 10. Januar 2014

Geschreibsel am Freitag

Endlich ist Freitag. Die erste Woche nach dem Urlaub ist immer besonders gruselig und zieht sich wie Gummi, finde ich. Geht euch das auch immer so?
Nun kommen zwei ruhige Tage, denn wir haben nichts weiter vor und ich habe sicher ausreichend zum Lesen. Gestern habe ich mit dem zweiten Band der Mystery-Reihe von Charlaine Harris begonnen. Es geht um Harper Connelly, die nach einem Blitzschlag Tote finden kann und sogar ihre Todesursache erkennt.

Heute wäre die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff 217 Jahre alt geworden und aus diesem Anlass veröffentliche ich hier eines ihrer Gedichte, das mir sehr gut gefällt:

Meine Toten

Wer eine ernste Fahrt beginnt,
Der Segen Not und frischer Wind,
Er schaut verlangend in die Weite
Nach eines treuen Auges Brand,
Nach einem warmen Druck der Hand,
Nach einem Wort, das ihn geleite.

Ein ernstes Wagen heb' ich an,
So tret' ich denn zu euch hinan,
Ihr meine stillen strengen Toten;
Ich bin erwacht an eurer Gruft,
Aus Wasser, Feuer, Erde, Luft,
Hat eure Stimme mir geboten.

Wenn die Natur in Hader lag,
Und durch die Wolkenwirbel brach
Ein Funke jener tausend Sonnen, -
Spracht aus der Elemente Streit
Ihr nicht von einer Ewigkeit
Und unerschöpften Lichtes Bronnen?

Am Hange schlich ich, krank und matt,
Da habt ihr mir das welke Blatt
Mit Warnungsflüstern zugetragen,
Gelächelt aus der Welle Kreis,
Habt aus des Angers starrem Eis
Die Blumenaugen aufgeschlagen.

Was meine Adern muß durchziehn,
Sah ich's nicht flammen und verglühn,
An eurem Schreine nicht erkalten?
Vom Auge hauchtet ihr den Schein,
Ihr meine Richter, die allein
In treuer Hand die Wage halten.

Kalt ist der Druck von eurer Hand,
Erloschen eures Blickes Brand,
Und euer Laut der Öde Odem,
Doch keine andre Rechte drückt
So traut, so hat kein Aug' geblickt,
So spricht kein Wort, wie Grabesbrodem!

Ich fasse eures Kreuzes Stab,
Und beuge meine Stirn hinab
Zu eurem Gräberhauch, dem stillen,
Zumeist geliebt, zuerst gegrüßt,
Laßt, lauter wie der Äther fließt,
Mir Wahrheit in die Seele quillen.

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